Hier finden Sie unsere Nachlese zum Nepaltag 2019.

Reflektion des 30. Nepaltags

Von Tamara Bülow

Beim 30. Nepaltag am 4. Mai 2019 im Kölner Rautenstrauch-Joest-Museum bot die Deutsch-Nepalische Gesellschaft e.V. ihren Gästen ein buntes Bouquet an Vorträgen, Filmen, Tanz und kulinarischen Gaumenfreuden rund um den fernen Himayala-Staat. 

Jedes Mal bekomme beim erleben des Nepaltags eine Gänsehaut. Für einen Tag macht sich in mir das wohlige Gefühl breit in einer Nepal-Schneekugel zu sitzen, mitten in Köln. Der diesjährige Nepaltag im Rautenstrauch-Joest-Museum sollte hier keine Ausnahme darstellen. Wie kommt dieses Gefühl zustande? 

In diesem Jahr feierte der Nepaltag unter dem Motto „Entdecke die 7 Facetten“ sein 30. Jubiläum. Im Fokus des gesamten Tages stand die Vielfältigkeit Nepals als kulturelles Reiseland. Neben Vorträgen, Film- und Fotovorführungen, wurde das Fest von einem bunten Rahmenprogramm untermalt.  Während des ganzen Tages wurden auf der Bühne und im Foyer des Rautenstrauch-Joest-Musems traditionelle Tänze aus allen Regionen vorgeführt. Unter Anleitung von Kamala Dahal studierten junge Nepalesinnen über Wochen die Tänze der einzelnen ethnischen Gruppen ein und führten diese mit einem großen Lachen auf dem Gesicht in bunter, traditioneller Kleidung vor, untermal von der passenden Musik. Dazu gab noch köstliche klassische nepalesischen Snacks und Daal Bat am Abend. Mit diesem Zusammenspiel, gepaart mit den Preisen aus Nepal für die Tombola zugunsten der geplanten Nepal-Stiftung, einem Büchertisch und den handgefertigten Produkten der Nepal-AG der Gesamtschule Mechernich, fühlte man sich fast so als wäre man selbst auf einem Fest in Kathmandu, gab die perfekte Grundlage für diese kulturelle Erlebnis. 

Das Programm auf der Bühne wurde ermöglich durch Rednerinnen und Rednern, die von Nah und Fern anreisten, einige auch aus Nepal selbst. Dies ermöglichte es verschiedene Perspektiven auf die vielseitigen Formen des Tourismus in Nepal zu erlangen als auch über die politische, wirtschaftliche und soziale Situation im Land. Es war besonders schön persönliche Eindrücke zu bekommen, von Menschen, die ihr Herz bei einer Reise in Nepal gelassen haben oder deren Herz für ihre Heimat schlägt. Bewundernswert finde ich die Nepalis in Deutschland, die sich so sehr dafür einsetzen ihre Kultur hier zu leben und fortzuführen. Die Fortführung der Tänze ist nur ein Beispiel dafür. Der klassischen Panchopar-Gebetstanz zur Eröffnung des Bühnenprogramms war gleichzeitig Beleg dafür, dass diese Traditionen auch von nicht-Nepalis aufgegriffen und praktiziert werden. 

Diese Jahr sollte der Fokus des Nepaltags auf einem positiven und zukunftsträchtigen Thema liegen: Dem Tourismus in den sieben föderalen Staaten. Damit wollten wir zeigen, dass jeder Teil etwas für Gäste von Nah und Fern zu bieten hat, abseits des Mount Everest, Chitwan und Pokhara. 

Haben wir das geschafft? Eher nicht. Was wir aber geschafft haben ist die Vielseitigkeit von Nepal zu zeigen. Und das in zahlreichen Facetten, ob es um die indigene Bevölkerung wie die Chepang geht, oder die wunderbare und beeindruckende Kultur, wie die Pferde in Mustang und Wanderwege am Manaslu. Auch haben wir Einblick bekommen in die Möglichkeiten des alternativen Reisens in Nepal, wie mit Nepal fühlen oder der Kinderhilfe Nepal. Nicht nur ist man durch diese Form des Tourismus näher an den Menschen, man unterstützt sie durch lokale Übernachtungen und sozial-nachhaltige Reiseveranstalter auch wirtschaftlich. Gleichzeitig wurde uns die Komplexität  und hohe Relevanz von Tourismus für Nepal von Aditya Baral vor Augen geführt. Auch die Kunst, die Teil der Tombola war, die Tänze und das Essen haben dazu beigetragen ein buntes und eindrückliches Bild von Nepal zu zeichnen.

Spannend war auch der Erlebnisbericht vom ehemaligen deutschen Botschafter in Nepal Matthias Meyer, der von Nepal aus mit dem Auto zurück nach Deutschland fuhr. 

Was wir an dem Tag aber auch gesehen haben sind die Kontraste und die innerliche Zerrissenheit des Landes. Wie von Arun Karki aufgezeigt, gibt es zwar infrastrukturelle Großprojekte, die ihre Berechtigung haben, über die aber nicht der wichtige Straßenausbau, vor allem in ländlichen Regionen, vergessen werden darf. Ebenfalls erforderlich ist der Ausbau der gesundheitlichen Versorgung im ländlichen Raum, wie Arne Drews von Nepalmed aufzeigte.

Die politischen Rahmenbedingungen stellen eine Herausforderung dar, wie Dr. Karl-Heinz Krämer darlegte. Eine zerrissene Opposition, Korruption und Menschenrechtsverletzungen sind nur ein kleiner Ausschnitt der vielen politischen Baustellen, denen sich Nepal gegenüber sieht. Hinzu kommt die geografische Lage als „Sandwich-Land“ zwischen Indien und China, zwei Länder die um politischen Einfluss in Nepal ringen. Erwähnenswert ist hier der von Herrn Karki aufgezeigt Einsatz Chinas in der Infrastruktur Nepals. 

Weitere Rednerinnern und Redner machten auf die motivierte und wissbegierige Jungend im Land aufmerksam als auch auf die weltweit verstreute Diaspora, deren finanzielle Rücksendungen für ihre Familien und die gesamte Wirtschaft Nepals sehr wichtig sind. Im eindrucksvollen Bilderbeitrag von Akhanda Bhandari haben wir am Beispiel der Chepang – der Waldmenschen – gesehen unter welchen schwierigen Bedingungen Teile der indigenen Bevölkerung, komplett auf sich alleingestellt, leben.

Alle Beteiligten haben dieses Jahr wieder gezeigt: Nepal ist ein Sehnsuchtsland und jeder der einmal dort war, oder von dort kommt, lässt ein Stück seines Herzen dort. Neben der atemberaubenden Natur, der bunten Kultur und den traditionellen Köstlichkeiten, sind es doch die Nepalis selbst, die jeden Besuch in Nepal zu einem unvergesslichen Erlebnis machen. 

Die Deutsch-Nepalische Gesellschaft e.V. bedankt sich bei allen, die diesen eindrucksvollen Tag möglich gemacht haben. Wir danken den Referentinnen und Referenten, die ihr Wissen und ihre Begeisterung für Land und Leute mit uns geteilt haben, sowie den zahlreichen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern vor, während und nach dem Nepaltags. Außerdem dem Nepal Tourism Board, der nepalesischen Botschaft in Berlin und dem Rautenstrauch-Joest-Museum für ihre Unterstützung.

Einen besonderen Dank möchte ich an unseren 1. Vorsitzenden Ram Thapa richten, der treibende Kraft für die Organisation und Durchführung des Nepaltag war. Er baut unermüdlich Brücken zwischen Nepal und Deutschland und fördert den Austausch zwischen Menschen aus beiden Ländern. Damit erfüllt er eine sehr wichtige Rolle und bringt dabei stets die nepalesische Zuversicht, dass alles funktionieren wird mit ein. 

Merken Sie sich schon den Termin für 2020 vor: Der nächste Nepaltag findet am 23. Mai 2020 im Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln statt.